Der Wiener Arthur Schnitzler, geboren 1862 in einer jüdischen Familie in Wien, war ein österreichischer Arzt, Erzähler und Dramatiker. Er verstarb im Jahr 1931 in Wien. Durch seine Werke gilt er als Schriftsteller als einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener Moderne. Arthur Schnitzler begann mit seinem Werk Reigen im November 1896 und beendete die Niederschrift der zehn Szenen ein Jahr später im November 1897. Anfänglich trug das Werk den Titel Liebesreigen, doch auf Rat des Theaterkritikers Alfred Kerr änderte er den Namen auf Reigen um.
Das Werk ist ein Drama, welches in zehn Dialogen den Verkehr zwischen fünf Frauen und fünf Männern schildert. Dabei weist das Stück nicht den typischen Aufbau eines Dramas auf. In jeder Szene begegnet sich jeweils ein Paar, der fünf Frauen und Männer. In der nächsten Szene tritt wieder jeweils eine, der zwei vorherigen Personen auf. Jede Person kommt dabei zwei Mal im ganzen Werk vor. Das Werk zeigt einen Kreis auf, welcher von der Dirne begonnen wird und am Ende auch wieder von der Dirne geschlossen wird. Dabei folgt der Aufbau des Werks Reigen der Tanzform des gleichnamigen zyklischen Rundtanzes. In der ersten Szene treffen die Dirne und der Soldat aufeinander. Beim Treffen spricht die Dirne den Soldaten an, wobei sie den Beischlaf mit ihm sucht. Da die Unterkunft der Dirne zu weit weg ist für den Soldat, überredet die Dirne ihn, den Geschlechtsverkehr am Ufer der Donau zu vollführen. In den nächsten sechs Szenen wird der Beischlaf aber von dem jeweilig auftretenden Mann gesucht. Dabei ist klar ersichtlich, wie sich die Frau am Anfang dagegen sträubt. Oft versucht die Frau, durch unterschiedliche Ausreden und Vorwände, wieder zu gehen. Jedoch gelingt es dem Mann, die Frau zu verführen und schliesslich mit ihr zu schlafen. In den darauffolgenden zwei Szenen ergreift wieder die Frau die Zügel in die Hand. Hierbei ist es die Schauspielerin, welche mit ihrem dramatischen Auftreten für Spannung sorgt. In der letzten Szene trifft die Dirne auf den Grafen. Das Besondere in diesem Dialog ist die Tatsache, dass es zwischen den beiden gar nicht zum Beischlaf kommt. Somit hebt sich die letzte Szene deutlich von allen anderen, in denen es zum Beischlaf kam, ab.
Das Stück Reigen stellt eine Art Panoramabild der Stadt Wien und seiner Gesellschaft des Fin de Siècle dar. Es werden Personen verschiedener sozialen Schichten genannt, wobei die Sprache der Figuren Aufschluss auf ihren jeweiligen Gesellschaftsstand gibt. Schnitzler schrieb sein Stück mitten in der Wiener Moderne (1890-1910). Daher ist es anzunehmen, dass Schnitzler vom Naturalismus und von seiner Gegenbewegung der Wiener Moderne beeinflusst wurde. Zum einen zeigt er das naturgetreue Gesicht der Wiener Gesellschaft ab und zum anderen zeigt er die inneren Triebe des Menschen auf. Arthur Schnitzler war sich selbst über sein Werk bewusst und war sich im Klaren, was es in der Bevölkerung für eine Reaktion auslösen würde. Aus diesem Grund liess er sein Werk auf eigene Kosten als Privatdruck 200 Mal drucken. Wie Schnitzler bereits wusste, löste Reigen eine grosse Empörung aus und wurde als ,,Schweinerei’’ und als ,,Judengestank’’ bezeichnet. Das Buch wurde 1904 in Deutschland und danach auch in Polen verboten. Trotzdem fand das Buch Verbreitung und wurde 40’000-mal verkauft. Die Uraufführung fand am 23. Dezember 1920 in Berlin statt und war einer der grössten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts.
Frauen spielten im Leben Schnitzlers eine grosse Rolle. Vor seiner Ehe mit Olga Gussmann, führte er verschiedene Beziehungen mit Schauspielerinnen und Mädchen aus der Vorstadt. Dies kommt in Reigen durch das Stubenmädchen und der Schauspielerin gut zum Ausdruck. Zudem führte er eine mehrjährige Beziehung mit Marie Glümer, welche im Werk auch durch den gleichnamigen Stubenmädchen ersichtlich wird.
Schnitzlers Werk ist ein sehr interessantes Werk, da es eine andere Seite der Wiener Gesellschaft aufzeigt. Die tabuisierten Themen Sex und Begierde kommt ihn seinem Werk gut zum Ausdruck. Das Stück zeigt genau das, was hinter allen Rücken geschieht, was aber eigentlich verboten ist und nie zur Sprache gebracht wird. Nämlich die Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau vor der Hochzeit. Die Szenen im Buch wirken gekünstelt und einige Male kommen einige Szenen sogar als gefühlslos herüber. Das ist gleich in der ersten Szene der Soldat und die Dirne im Buch ersichtlich. Die Dialoge verraten auch, dass die Paare nur durch sexuelle Begierde für eine kurze Zeit miteinander verbunden sind. In dieser kurzen Beziehung besteht kein gegenseitiges Verständnis. Überdies zeigt Schnitzler auch die Wiener Gesellschaft um 1900, welche von Männern geprägt wurde.
Die letzte Szene wird damit beendet, dass der Graf und die Dirne nicht miteinander schlafen und dass der Graf die Dirne verlässt. Doch bevor der Graf geht, zahlte der Graf der Dirne noch Geld, da er bei dieser übernachtet hat. Das Geld kann man jedoch sinnbildlich als die Begleichung der offenstehenden Rechnung des Soldaten sehen. Zudem kann man das friedvolle Auseinandergehen des Grafens und der Dirne als Hoffnung für die wahre Liebe betrachten. Denn anders als die anderen haben sich die beiden entschlossen, nicht miteinander zu schlafen, obwohl der Graf im Grunde genommen eingeschlafen war, bevor sie miteinander verkehren konnten. Doch beim näheren Betrachten hätte der Graf auch nach seinem Erwachen mit der Dirne schlafen können. Jedoch tat er dies nicht und gab sich damit zufrieden, ihr nur einen Kuss auf die Augen zugeben. Somit kann man darauf schliessen, dass die beiden nicht ganz ihren menschlichen Trieben nachgegeben haben. Das zeigt uns, dass der Mensch nicht nur von seinen Trieben geleitet wird, sondern auch seine Gefühle und seine Intelligenz anwendet.
Reigen hatte in der damaligen Zeit für einen grossen Aufruhr gesorgt. Heute gehört sie jedoch zu der österreichischen Literatur und wird überdies auch in vielen Schulen als Lektüre verwendet.
In Schnitzlers Werk bringt er die Tabuisierung vom Thema Sex zu der damaligen Zeit und die Sexualmoral der Gesellschaft gut zum Ausdruck. Noch heute werden in einigen Orten der Welt, Sex als ein Tabuthema angesehen und nie zur Sprache gebracht. In der Schweiz kann man heute offen über Sex sprechen genauso wie über die menschliche Begierde.